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Herausforderung häusliche Pflege - Ohne Liebe geht es nicht

27.01.2020

Die Pflege eines Angehörigen fordert die ganze Familie. Hilfe bekommen pflegende Angehörige von den SVLFG-Pflegeberatern. Wie gut das funktioniert, zeigt das Beispiel der Familie Winter. 

„Die Demenz meiner Schwiegermutter kam schleichend“, erzählt Maria Winter. Lange wollte es niemand wahrhaben, dass die von allen geliebte Oma mehr und mehr abbaute. Vor allem Schwiegervater Josef konnte es kaum verkraften, dass seine Frau immer mehr in der Vergangenheit lebte und zurückfiel in eine kindheitsähnliche Lebenswelt. In dem Maß, in dem sich Rosa Winter veränderte, wuchs der Pflegebedarf. Die Hauptlast trug über Jahre Schwiegertochter Maria. „Wir sind schon immer zusammen einkaufen gefahren, hatten zusammen gekocht und gegessen. Irgendwann war es so, dass ich für die Schwiegereltern mit putzen, die Wäsche mit waschen musste“, erzählt die Schwiegertochter. „Als abzusehen war, dass der Pflegebedarf weiter wachsen würde, haben wir uns für eine Pflegeberatung durch die Landwirtschaftliche Pflegekasse entschieden.“

Pflegeberaterin als Lotse
„Frau Waack, die zuständige Pflegeberaterin der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau, hat uns sehr geholfen. Sie war für uns da, wenn wir sie brauchten und hat uns auch zuhause besucht. Dafür sind wir ihr sehr dankbar“, sagt Sohn Hans Winter. „Wir haben besprochen, was meine Mutter benötigt, damit sie gut versorgt ist und was wir als pflegende Angehörige brauchen, damit wir diese Aufgabe gut erfüllen können“, erinnert er sich. „Frau Waack hat uns beim Antrag auf Feststellung der Pflegebedürftigkeit unterstützt und sie erklärte uns, welche Leistungen uns zustanden. Außerdem hatte sie auch einen guten Über-blick über die Tagespflegeeinrichtungen in der Nähe, so dass wir ein Haus aussuchen konnten, das für meine Mutter und später auch für meinen Vater gepasst hat.“

Barrierefrei wohnen
Wichtig war der barrierefreie Ausbau des Badezimmers. „Die SVLFG-Pflegeberaterin hat uns geraten, für den notwendigen Umbau einen Zuschuss zu beantragen. So haben wir die Kosten von der Pflegekasse teilweise ersetzt bekommen“, erzählt Josef Winter. Der Eingang in die Altenteilerwohnung war zum Glück bereits barrierefrei. Vor allem, als später auch Josef Winter pflegebedürftig wurde und im Rollstuhl saß, lernte Familie Winter die Barrierefreiheit schätzen. „Mit einem Rollstuhl wird jede einzelne Stufe zum Problem“, weiß Maria Winter.

Pflegekurs mitmachen
Die Teilnahme an einem Pflegekurs war für Maria Winter sehr hilfreich. „Dort habe ich zum Beispiel bestimmte Handgriffe und Bewegungsabläufe gelernt, wie man eine bettlägerige Person so im Bett bewegt, dass es weder für sie noch für mich zur körperlichen Belastung wird.“
Je nach Anforderung kann die Pflegeperson zwischen einem Gruppenkurs oder einer individuellen Schulung durch eine Pflegekraft im häuslichen Umfeld des Pflegebedürftigen wählen. Damit die Landwirtschaftliche Pflegekasse (LPK) die Kosten übernehmen kann, muss vor Beginn des Kurses ein Kostenvoranschlag des anbietenden ambulanten Pflegedienstes eingereicht werden.

Pflegedienst hilft
„Wir engagierten einen Pflegedienst, der zweimal täglich zur Körperpflege kam.“ Das war eine echte Erleichterung für Maria Winter. Die Körperpflege eines alten Menschen ist für den Laien eine Herausforderung. Zum einen, weil es sich um einen echten Eingriff in die Intimsphäre handelt, zum anderen aber auch, weil gebrechliche Menschen leicht ausrutschen und stürzen. „Ich habe selber eine Knieoperation hinter mir. Eine andere Person auf einem nassen, seifigen Untergrund aufzuheben, ist für mich fast nicht möglich“, ergänzt Maria Winter. „Außerdem hat uns Frau Waack über die Möglichkeiten der Tagespflege und der Kurzzeitpflege aufgeklärt und uns zur Teilnahme an einer Trainings- und Erholungswoche der LPK geraten. Ein Angebot, dass jeder Betroffene unbedingt nutzen sollte“, so Hans und Maria Winter übereinstimmend.

Tagespflege nutzen

Vor allem die Tagespflege brachte Maria Winter eine große Erleichterung. „Wir bewirtschaften einen Ackerbaubetrieb. Zusätzlich bin ich in Teilzeit berufstätig. Durch die Tagespflege konnte ich meine Arbeitsstelle behalten.“ Dreimal die Woche besuchte die Schwiegermutter die Einrichtung. Später nutzte auch der Josef Winter das Angebot. „Dort waren meine Eltern unter Menschen, was sie sehr genossen haben. Gemeinsam wurde zum Beispiel gesungen und gekocht. Mein Vater arbeitete in der Werkstatt mit. Für ihn waren schon die täglichen Fahrten durch seinen Heimatlandkreis eine schöne Abwechslung“, erzählt Hans Winter.

Burn-Out vorbeugen
Trotz der Hilfe durch Fachkräfte blieb es nicht aus, dass Maria Winter sich täglich mehrfach um die Schwiegermutter, später auch um den Schwiegervater, kümmern musste. Mit der Demenz kam auch die Inkontinenz. „Die Schwiegermutter hatte außerdem Verdauungsprobleme, nachts war sie schlaflos im Haus unterwegs.“ Einiges konnte der Schwiegervater abfangen, doch auch er war zu dem Zeitpunkt schon 93 Jahre alt. Seine körperlichen Kräfte ließen zusehends nach. Umso wichtiger war es, dass Maria Winter sich bewusst Auszeiten schaffte. „Ich war jedes Jahr für einige Tage zum Gesundheitsurlaub in Bad Füssing“, erzählt sie zum Beispiel. Doch trotz der positiven Einstellung zu der großen Aufgabe, trotz der Unterstützung durch die Familie, trotz der Freiräume, die sie sich geschaffen hatte und trotz der guten Organisation des Pflegealltags zehrten die Jahre an ihrer körperlichen, vor allem aber auch an der seelischen Gesundheit. Die hohe Belastung forderte ihren Preis. „Irgendwann geht der Zeitbegriff völlig verloren, die Jahre vergehen, aber die Verpflichtung und die Verantwortung bleiben. Es gab Zeiten, da hätte ich wegen jeder Kleinigkeit weinen können. Ich konnte nur schlecht schlafen, auch weil die Schwiegermutter nachts so viel unterwegs war und ich habe schon wegen Kleinigkeiten schnell überreagiert“, erinnert sie sich. Dazu kam, dass Rosa Winter gerade in der letzten Zeit keinen Augenblick mehr alleine bleiben konnte. „Selbst, wenn mein Schwiegervater nur kurz aus dem Raum ging, wurde sie schon vollkommen unruhig.“

Familie gibt Rückhalt
Trost und Auftrieb gaben Maria Winter die große Dankbarkeit und die tiefe Verbundenheit mit den Schwiegereltern und der starke Rückhalt in der Familie. Inzwischen sind Rosa und Josef Winter verstorben. Die Jahre der Pflege waren eine enorme Herausforderung für die ganze Familie. Trotz der großen Last war es für Maria Winter, Ehe-mann Hans Winter und den eigenen Töchtern immer selbstverständlich, Oma und Opa in deren eigenen vier Wänden so lange zu versorgen, wie es nur ging. Unterstützung bekamen sie auch von den Geschwistern, die weiter entfernt wohnten. „Wir sind alle enger zusammengewachsen in der Zeit. Es tat mir gut, zu spüren, dass ich von meinen Schwiegereltern geliebt und akzeptiert wurde, wie ihr eigenes Kind. Anders hätte ich diese Aufgabe nicht schaffen können. Mein Schwiegervater betonte oft, dass er sich keine bessere Schwiegertochter hätte wünschen können. Und selbst als meine Schwiegermutter schon sehr dement war, spürte ich immer noch diese große Zuneigung, die sie mir entgegengebracht hat“, endet Maria Winter.

Weiterführende Informationen und Gesundheitsangebote der SVLFG für Pflegende und ihre pflegebedürftigen Angehörigen 

weitere Informationen

Informationen zu Leistungen der SVLFG für pflegende Angehörige gibt es online unter https://www.svlfg.de/leistungen-fuer-pflegende-angehoerige.

Telefonische Auskünfte zu den Leistungen der Landwirtschaftlichen Pflegekasse bekommen Sie unter: 0561 785-2033.