Raupenmechanisierungssysteme (RMS): Mit der Raupe im Steilhang
28.02.2023
Raupenmechanisierungssysteme (RMS) erleichtern die Arbeit in Steillagen wesentlich. Rutschen oder stürzen die großen, schweren Fahrzeuge im steilen Gelände ab, droht Lebensgefahr. Umso wichtiger ist es, Unfallauslöser zu erkennen und passende Sicherungsmaßnahmen zu ergreifen, so die Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG).
Zu den typischen Unfallauslösern gehören:
- Falsche Seilauswahl, Mängel am Seil oder der Seilendverbindung
- Mangelhafte Unterweisung der Mitarbeiter
- Fehlende situative Gefährdungsbeurteilung
- Nachlässigkeit bei der Arbeit
- Zu hohe Risikobereitschaft, ohne Seilsicherung in den Hang einzufahren
- Zeitdruck, vor allem in Lohnunternehmen
- Witterungseinflüsse
- Grundsätzliche Befahrbarkeit der Hanglage ist nicht gegeben
- Fehlende Standsicherheit des Trägerfahrzeuges
Das A und O: Die situative Gefährdungsbeurteilung
Gefährdungsbeurteilungen vor Ort helfen, Unfälle zu vermeiden. Eine dafür verantwortliche Person muss sicherstellen, dass die Gefahren an der Einsatzstelle vor Beginn der Arbeit ermittelt werden. Dabei beurteilt sie zum Beispiel Hangneigung, Absturzgefährdungen an Weinbergmauern, Bodenverhältnisse oder die Witterung. Je nach Gefährdung ist die Seilsicherung erforderlich. Mitunter müssen Arbeiten auch verschoben werden. Gründe hierfür sind zum Beispiel ungünstige Witterungsbedingungen oder eine grundsätzliche Nichtbefahrbarkeit des Weinbergs, etwa, weil die Wege zu schmal sind.
Jährliche Unterweisung der Mitarbeitenden
Gerade für das anspruchsvolle RMS sind qualifizierte und sorgfältig unterwiesene Fachkräfte unerlässlich. Für die jährliche Mitarbeiterunterweisung und damit sich die Fahrerinnen und Fahrer vor der Fahrt bei Bedarf informieren können, ist eine eigens für das RMS erstellte Betriebsanweisung notwendig. Um Sprachbarrieren zu vermeiden, ist es sinnvoll, die Betriebsanweisung in die Muttersprache der bzw. des Beschäftigten zu übersetzen.
Gute Planung verhindert Zeitdruck
Besonnenheit und Konzentration sind für die Fahrerin oder den Fahrer eines RMS besonders wichtig. Schon kleinste Fahrfehler oder Abweichungen von den Sicherheitsvorschriften können im Steilhang fatale Folgen haben. Die SVLFG rät: Planen Sie den Einsatztermin des RMS so, dass die Fahrenden nicht unter Zeitdruck geraten. Wer häufig RMS fährt, entwickelt Routinen und wird sicherer. Diese darf jedoch nicht zu Nachlässigkeiten führen
Windenseil rettet Leben
Das richtig ausgewählte Windenseil und die korrekte Seilendverbindung sind die Lebensversicherung der fahrzeugführenden Person. Beides ist vor jedem Einsatz gewissenhaft auf Schäden zu überprüfen. Nur der in der Bedienungsanleitung angegebene Seilanschlagpunkt gewährleistet die Sicherheit. Das Zugmaul des Schleppers gehört nicht dazu.
Erst Gurten – dann starten
Der Beckengurt gehört mittlerweile in landwirtschaftlichen Fahrzeugen zur Standardausrüstung. Nutzen Sie ihn unbedingt. Stürzt das Fahrzeug um, kann eine nicht angeschnallte Person aus dem Fahrzeug geschleudert werden und sich dabei schwer verletzen.
Regelmäßige Prüfung nicht vergessen
RMS sind komplexe Fahrzeugsysteme mit Raupe, Schlepper, Anhänger und Seilwinde. Die vorgeschriebenen wiederkehrenden Prüfungen, die nur dazu befähigte Personen nach Angaben des Herstellers durchführen dürfen, gewährleisten die Einsatz- und Funktionsfähigkeit des Systems. Getestet werden unter anderem die Beschaffenheit des Windenseils, der Seilendverbindung, der Bremseinrichtungen und weitere technische Bauteile sowie die Funktion der Steuerungselemente und der Funkfernbedienung im Zusammenspiel zwischen Schlepper, Anhänger und Raupe. Die Prüfungen werden dokumentiert. Zum Prüfumfang gehören auch vom Hersteller fest installierte Sicherungssysteme mit ihren Schienen und Verankerungspunkten.
Kabine sichert Überleben
Wer die Anschaffung eines RMS plant, sollte Wert auf eine Kabine legen. Ist der Fahrer oder die Fahrerin angeschnallt, schützt die Kabine bei einem Unfall vor schwersten Verletzungen. Zudem schützt sie vor Witterungseinflüssen, UV-Belastung, Lärm, Staub und Spritzmittelaerosolen.